Wurzener Land will Sachsen digitalisieren

Wurzener Land will Sachsen digitalisieren

Die Idee eines interkommunalen Dienstleistungszentrums für das Wurzener Land wurde schon 2014 im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen der vier Gemeinden Lossatal, Bennewitz, Thallwitz und Wurzen geboren. Das Ziel ist, zentrale Verwaltungsarbeiten gemeinsam zu erledigen und damit Personal und Ausstattung effektiver und kostengünstiger einsetzen zu können. Grundlage dafür ist die Entwicklung digitaler Strukturen, die es ermöglichen, Verwaltungstätigkeiten auch für Nutzer außerhalb des eigenen Rathauses erbringen zu können.

Mittlerweile ist aus dem regionalen Gedanken ein Pilotprojekt für den gesamten Freistaat Sachsen geworden: Gemeinsam mit der Stadt Augustusburg arbeitet man in  Wurzen am Projekt „IT-gestütztes kommunales Dienstleistungszentrum“.

Welchen Stellenwert das Vorhaben für das ganze Land Sachsen hat, machte Max Winter, Abteilungsleiter Landesentwicklung beim sächsischen Innenministerium, bereits im März anlässlich der Übergabe einer Fördermittelzusage über knapp 700.000 Euro deutlich: Im Gegensatz zu früher will der Freistaat bei der Bewältigung des demografischen Wandels nicht mehr auf immer größere Strukturen setzen, sondern mehr auf Zusammenarbeit und Kooperation zwischen ansonsten selbstständigen Kommunen.

Diese werde insofern immer wichtiger, als kleine Städte und Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern schon jetzt große Schwierigkeiten haben, ihre Verwaltungsaufgaben ausreichend zu erfüllen, geschweige denn Kapazitäten in die Digitalisierung zu investieren – sowohl im Hinblick auf das auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehende Personal, als auch in Bezug auf die finanziellen Rahmenbedingungen.

Für die Projektpartner steht ein immenses Arbeitspensum  auf dem Programm. Dazu gehören u. a. die Umsetzung von E-Government und Online-Zugangs-Gesetz (OZG), die Automatisierung von Verwaltungsprozessen, die Verknüpfung mit bereits bestehenden Basiskomponenten des Freistaats Sachsen, die Anwendung sogenannter agiler Methoden, die Nutzung moderner IT und Cloudtechnologie und schließlich auch die Entwicklung ganz neuer Komponenten. Probleme bereitet insbesondere, dass die digitale Erledigung von Verwaltungsarbeiten justiziabel sein muss, also genauso rechtssicher, wie mit Stempel und Unterschrift auf dem Papier.

Dafür hat sich die Stadt nun externe Unterstützung ins Boot geholt. Mit dem ersten Vergabebeschluss des neu konstituierten Wurzener Stadtrates erhielt die Firma beratungsraum GmbH aus Leipzig den Zuschlag für das Projektmanagement zur Einführung eines „IT-gestützten kommunalen Dienstleistungszentrums“ zum Festpreis in Höhe von 130.900,00 €. Grundlage für die Vergabeentscheidung war eine europaweite Ausschreibung, an der sich 14 Bewerber beteiligt hatten. Lediglich das rechte Lager verweigerte der Investition in die Zukunft die Zustimmung: Jeweils drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen kamen von AfD und NFW.

Ursprünglich sollten die Arbeiten am Projekt bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Da die Fördermittelzusage jedoch erst im März 2019 erfolgte, wird dieses Ziel wohl nicht erreicht werden können. Vorgesehen ist, den Förderzeitraum bis 2021 zu verlängern. Die Ergebnisse des Gesamtprojekts sollen so gestaltet werden, dass sie allen sächsischen Kommunen zur Verfügung gestellt werden können.

Foto: Übergabe der Fördermittelzusage am 19.03.2019