Circus Alexander bleibt in Wurzen

Circus Alexander bleibt in Wurzen

Gute Nachrichten gab es gestern für Mowgli, Simba und ihre Zirkuskollegen auf dem Wurzener Festplatz. Sehr positiv sei das Gespräch verlaufen, zu dem Oberbürgermeister Jörg Röglin ins Stadthaus eingeladen hatte, konstatiert Dani Breitenborn, die als ehrenamtliche Organisatorin des Helferteams nun schon seit Wochen den Zirkusleuten zur Seite steht.

Auch vonseiten der Stadt ist man froh darüber, dass seit gestern Sicherheit für die Zirkusgemeinschaft besteht und gleichzeitig offene Fragen der Verwaltung geklärt werden konnten – immerhin war die Kommunikation zwischen der Zirkusfamilie Lauenburger und der Stadt in den vergangenen Wochen nicht immer störungsfrei.

„Das begründet sich aus den unterschiedlichen Perspektiven“, erklärt Kristin Pregel, Leiterin des Fachbereiches Bürgerservice der Stadt. Die Familie Lauenburg und die Wurzener Helfer gehen ganz pragmatisch an die Sache. Da ist jemand, der Hilfe braucht, da wird geholfen. „Das tun wir auch. Doch zusätzlich ist es unsere Pflicht, dass wir Nachweise haben. Wohin werden die Fäkalien entsorgt? Wohin der Mist der Tiere? Mit unklaren Angaben können wir nicht arbeiten. Da muss dann eben noch einmal nachgehakt werden. Das wiederum wurde als Gängelei interpretiert“, erklärt Pregel und ist zuversichtlich, dass das Gespräch zum gegenseitigen Verständnis beitragen konnte.

Unklar bleibt derzeit vor allem, wie die laufenden Kosten aufgebracht werden können, da der ZIrkus derzeit über keine Einnahmen verfügt und alles über Spendengelder abgedeckt werden muss.  „Aktuell wurden 1000 Euro Kaution bezahlt. 600 Euro Miete und bislang 2000 Euro Strom stehen zur Zeit dagegen“, nennt Kristin Pregel grobe Zahlen zu Kosten der Stadtverwaltung.

Dass die Auflagen auch weiterhin erfüllt und die Tiere versorgt werden können, ist vor allem den zahlreichen Helfern zu verdanken. So wird durch einen Roitzscher Bauern regelmäßig der anfallende Mist abtransportiert, Tierärztin und Hufschmied sorgen ehrenamtlich für die Gesundheit der Zirkustiere, Rewe und die Tafel Muldental helfen mit Sachspenden. Insgesamt hat wohl die nach wie vor riesengroße Hilfsbereitschaft der Wurzener wesentlich dazu beigetragen, dass der Zirkus nun, wie der Oberbürgermeister bestätigt, bis auf Weiteres auf dem Wurzener Festplatz bleiben darf, solange kein geeignetes Dauerquartier gefunden wird. Bis 31. August gibt es seitens der Stadt eine Duldung, danach will der Zirkus seinen Tourneeplan wieder aufnehmen.

Sorgen gibt es trotzdem immer noch genügend, so sind zum Beispiel die Wiesen um den Festplatz, wo derzeit die Zirkustiere ihren Auslauf haben, an einen Schäfer verpachtet – hier will sich Stadtrat Thomas Schumann, der sich als Mittelsmann für derartige Fragen zur Verfügung gestellt hat, um eine Lösung bemühen. Stadträtin Martina Schmerler unterstützt die in diesen Dingen unerfahrenen Zirkusleute zukünftig bei Behördengängen und Anträgen für staatliche Hilfen und Förderprogramme.

Zur Minimierung der laufenden Kosten prüft die Stadt eine Neuberechnung der Platzmiete, da die ursprünglich zugrunde gelegte gewerbliche Nutzung mit erwarteten Einnahmen in der jetzigen Situation nicht stattfinden kann. Für die von den Versorgungsträgern in Rechnung gestellten Strom- und Wasserkosten sowie für den Lebensunterhalt von Menschen und Tieren ist der Zirkus weiterhin dringend auf Spenden angewiesen.

Wer helfen will, kann Futter- und Lebensmittelspenden direkt auf dem Festplatz abgeben. Tiere und Menschen freuen sich über jeden Besucher, die einen über Leckerlis und Streicheleinheiten, die anderen über Gespräche und aufmunternde Worte. Für Geldspenden hat das Helferteam ein PayPal-Konto eingerichtet.

Update Januar 2021 von Sylke Mathiebe:

Immer wieder erreichen uns Anrufe von Leuten, die durch den Zirkus Alexander um Spenden gebeten werden und beim Nachforschen im Internet auf unsere Artikel stoßen. Deshalb der Hinweis, dass der Aufenthalt des Zirkus Alexander in Wurzen nicht ganz unkompliziert abgelaufen ist. Wer sich informieren möchte, findet nähere Hinweise in unserem Artikel aus dem August 2020: Zirkus Alexander – die andere Seite.