Bürgerinitiative Radweg S42 macht mobil

Bürgerinitiative Radweg S42 macht mobil

Mehr Sicherheit für den Radverkehr – am vergangenen Dienstag ist die Novelle der Straßenverkehrsordnung in Kraft getreten, in der dazu mehrere neue Regelungen verankert sind. Ein Bestandteil ist die Festschreibung eines Mindestabstands, der beim Überholen von Radfahrern einzuhalten ist, um diese nicht zu gefährden. Dieser beträgt innerorts 1,5 Meter, außerorts 2 Meter.

Genau hier setzt die nun gestartete Offensive der Bürgerinitiative Radweg S42 an, die sich seit vielen Jahren für den Bau eines Radwegs entlang der Staatsstraße einsetzt, die die Wurzener Ortsteile Kühren, Streuben und Sachsendorf verbindet. Radfahrer leben hier gefährlich, da die S42 von ihrem Bauzustand her bei weitem nicht die Anforderungen erfüllt, die an eine Staatsstraße gestellt werden. Ein gefahrloses Überholen von Zweirädern ist bei einer Straßenbreite von lediglich ca. 4,80 Metern vor allem für Lkw nicht möglich, da diese aufgrund ihrer eigenen Fahrzeugbreite den geforderten Mindestabstand nicht einhalten können.

Obwohl die Praxis zeigt, dass sich die meisten Brummifahrer dieser Tatsache nicht bewusst sind und Fahrräder fast immer trotzdem überholt werden, sieht die zuständige Behörde, das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV), bisher keine Priorität für den Bau eines Radweges. Auch eine von der Wurzener Stadtverwaltung initiierte Hinweisbeschilderung, die auf den einzuhaltenden Mindestabstand aufmerksam machen sollte und immerhin sogar vom zuständigen Minister Martin Dulig vorgeschlagen worden war, konnte bisher nicht umgesetzt werden.

Zunächst lautete die abschlägige Begründung der Oberen Verkehrsbehörde, dass eine Maßangabe auf einem Hinweisschild nicht zulässig sei, da in der StVO keine Maße festgeschrieben seien. Im Zuge der jüngsten Entwicklung steht man dort, wie der Stadtverwaltung auf nochmalige Anfrage mitgeteilt wurde, auf dem Standpunkt, dass „Verkehrsteilnehmer die StVO kennen müssen und daher keine „Erinnerungsschilder“ aufgestellt werden müssen.“

Deshalb gehen die Vertreter der Bürgerinitiative nun selbst in die Offensive. Mit ihren Aktionen wollen sie zum einen die Kraftfahrer für die Sicherheitsbelange der Radfahrer sensibilisieren, zum anderen die Einwohner der betroffenen Ortsteile an der S42 dazu auffordern, mit Blick auf die Neuregelungen in der StVO ihre Rechte als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer auch einzufordern.

Eine der Aktiven ist Sabine Mathiebe, die bereits vor sechs Jahren gemeinsam mit zwei Mitschülerinnen in den Ortsteilen unterwegs war – mehr als 300 Unterschriften hatte die Petition für die Errichtung eines straßenbegleitenden Radweges, die damals an den Landtagspräsidenten übergeben wurde.

Wie die jetzige Studentin erklärt, ist der Slogan „Wir machen mobil“ im doppelten Wortsinn zu verstehen: „Unser Ziel ist es, dass auch die Leute in den Ortsteilen, die nicht Auto fahren können oder wollen, trotzdem am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, also mobil sein können. Eine sichere Radverbindung in den zentralen Ortsteil Kühren ist dafür die Grundlage. Dafür ist es aber auch nötig, dass die Leute jetzt selber aktiv werden, sich aufs Rad setzen und mit ihrer Präsenz auf der Straße deutlich machen, wie wichtig uns allen eine umwelt- und klimafreundliche, sichere Verkehrsgestaltung in unseren Dörfern ist.“

Auch die Streubenerin Antje Romahn macht sich seit vielen Jahren für eine sichere Radverbindung nach Kühren stark. Die frühere Leiterin der Kührener Kita weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich das Radfahren auf der S42 sein kann. „Vor einigen Jahren ist mein damals 16-jähriger Sohn von einem überholenden Lieferwagen abgedrängt worden und gestürzt, der Fahrer konnte durch die Polizei nicht ermittelt werden.“ erzählt sie. Zudem hat sie vor allem die Belange der Kinder und jungen Eltern in den Ortsteilen im Blick: „Wir wollen, dass unsere Kinder selbstständig werden und viele könnten und würden auch gern mit dem Fahrrad in die Schule oder Kita kommen, wenn es nicht so gefährlich wäre.“

Um die Rechtslage für alle Verkehrsteilnehmer deutlich  zu machen, hat die Bürgerinitiative nun als ersten Schritt die Stadtverwaltung Wurzen aufgefordert, sich für die Aufstellung des neu in die StVO aufgenommenen Verkehrsschildes „Überholverbot von Zweirädern“ einzusetzen. Wie es in einem Schreiben an den Wurzener Oberbürgermeister heißt, ist eine rasche Entscheidung dazu auch mit Blick auf den für den Sommer geplanten Beginn der Ausbauarbeiten an der B6 Ortsdurchfahrt Kühren nötig, da es dadurch erfahrungsgemäß zu einem erhöhten Lkw-Aufkommen auf der S42 kommen wird – die Bauarbeiten sollen ca. zwei Jahre dauern.

Unabhängig davon sollen zukünftig rechtswidrige Überholmanöver von Radfahrern verstärkt erfasst und dokumentiert werden, damit die betreffenden Fahrzeugführer angesprochen, sensibilisiert und ggf. auch sanktioniert werden können. Wer die Initiative unterstützen möchte, kann sich an Antje Romahn unter E-Mail antje.romahn@web.de oder an Sabine Mathiebe, Telefon 0162-9750262 wenden.