Parkraumkonzept auf gutem Weg

Parkraumkonzept auf gutem Weg

Es ist nur ein Punkt auf der Liste der zu lösenden Aufgaben, aber ein zentraler: die zukünftige Nutzung des von den Wurzenern wenig geliebten Parkhauses. Bisherige Lösungsansätze, das Gebäude sicherer und attraktiver zu machen, scheiterten daran, dass dieses unter Verwendung von Fördergeldern errichtet wurde, die im Fall, dass die öffentliche Zugänglichkeit nicht mehr gewährleistet ist, zurückgezahlt werden müssten. Zudem ist in den vergangenen Diskussionen auch deutlich geworden, dass Veränderungen am Status des Parkhauses nur unter Einbeziehung des gesamten Parkraumkonzeptes für die Innenstadt möglich sind.

Stadtrat und Verwaltung haben deshalb das Ingenieurbüro IVAS, das bereits in vielen Städten Erfahrungen im Bereich des ruhenden Verkehrs gemacht hat, mit der Erstellung eines entsprechenden Konzeptionsvorschlages beauftragt, der am vergangenen Mittwoch Stadträten und zahlreichen interessierten Bürgern vorgestellt wurde. Dabei handelt es sich, wie Oberbürgermeister Jörg Röglin betonte, lediglich um eine erste Information. In den nächsten Wochen sollen Bürger und Stadträte die Vorschläge u. a. in einer Arbeitsgruppe diskutieren und ggf. Änderungen vornehmen.

In der Analyse der vorhandenen Strukturen haben die Fachleute von IVAS zunächst die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Nutzergruppen unter die Lupe genommen. Anwohner, Gäste, Touristen, Kunden und Beschäftigte haben jeweils unterschiedliche Wünsche in Bezug auf die Parkdauer, die mögliche Entfernung vom Parkplatz zum Zielort sowie die Bereitschaft zur Gebührenentrichtung, diesen unterschiedlichen Ansprüchen soll das Konzept Rechnung tragen. Die Analyse des Gesamtangebots an Parkplätzen ergab mit knapp 1300 Stellflächen eine ausreichende Gesamtkapazität.

Ziel des Konzepts soll es sein, zum einen die Altstadt stärker für Kunden und Besucher zu öffnen. Die wollen möglichst nah an ihren Zielorten parken, haben derzeit aber oftmals nicht die Möglichkeit dazu, weil die Stellflächen durch Dauerparker, oftmals Geschäftsinhaber oder Beschäftigte, belegt sind. Dauerparker sollen nach dem Konzept in eine akzeptable Entfernung verlagert werden, hier werden bis zu 500 m als zumutbar angesehen. Verbessert werden soll auch das Angebot für Touristen, die durchaus bereit sind, höhere Kosten und längere Wege zu akzeptieren, aber mangels Ortskenntnis ein funktionierendes Leitsystem benötigen.

Erreicht werden sollen die Ziele zum einen durch die Erhebung von Parkgebühren in der Innenstadt, die am höchsten am Markt ausfallen (0,50 € pro halbe Stunde), in weiterer Entfernung dann 0,25 € pro halbe Stunde. Für Kurzparker ist auch ein 10-Minuten-Ticket für z. B. am Markt 0,20 € angedacht. Auf diese Weise sollen vor allem Dauerparker daran gehindert werden, hier ihre Fahrzeuge abzustellen. Um das Parkplatzangebot für die Anwohner der Innenstadt zu sichern, sollen Bewohnerparkplätze ausgewiesen werden, die auf Antrag kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, hier wird lediglich einmal jährlich eine Schreibgebühr von 15 Euro für den Parkausweis fällig.

Das Parkhaus soll künftig in den beiden unteren Etagen gegen geringe Gebühr frei genutzt werden können. Die teure Schrankenanlage inkl. Parkautomat, die schon oft Opfer von Vandalismus geworden ist, entfällt, es wird lediglich ein einfacher Parkscheinautomat aufgestellt. Ab dem 3. Deck soll die Einfahrt durch ein Rolltor gesichert werden, die Parkplätze der oberen beiden Stockwerke können dann an Dauermieter, z. B. Geschäftsinhaber bzw. Beschäftigte oder auch Berufsschüler, vergeben werden. Die Attraktivität des Parkhauses soll zudem durch z. B. bessere Beleuchtung und Verbreiterung der Stellflächen erhöht werden.

Zur besseren Orientierung für Touristen sollen vier Parkplätze an markanten Orten mit entsprechender Namensgebung, wie z. B. “Ringelnatzhaus” am Crostigall  entstehen. Überlegt werden soll auch, ob zugunsten einer ansprechenderen Freiraumgestaltung und besseren Aufenthaltsqualität an einigen Orten wie z. B. Markt oder Domplatz auch Parkflächen reduziert werden könnten. Im Gegenzug könnte der sehr gut frequentierte P+R-Parkplatz am Bahnhof erweitert werden.  Um die Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten sind regelmäßige Kontrollen durch die Stadtverwaltung geplant. Sonderregelungen soll es z. B. für Pflegekräfte oder Handwerker geben.

Sowohl vonseiten der Stadträte also auch aus dem Publikum gab es Lob für die akribische Arbeit der IVAS-Ingenieure, die mit ihren Daten und Analysen eine belastbare Grundlage für die weiteren Diskussionen um das Parkraumkonzept vorgelegt haben. Deutlich wurde in der Diskussion jedoch auch, dass es noch immer sehr unterschiedliche Meinungen gibt und man es am Ende sicher nicht allen Recht machen kann. Niemand kann wirklich voraussagen, ob eine Gebührenpflicht in der Innenstadt tatsächlich dazu führt, dass die bessere Verfügbarkeit von Parkplätzen mehr Besucher und Kunden in die Innenstadt lockt oder ob stattdessen potenzielle Nutzer durch die Gebühren eher abgeschreckt werden und der Innenstadt fortan fernbleiben.

Nicht von der Hand zu weisen ist deshalb wohl der Vorschlag eines Wurzeners aus dem Publikum: Wir sollten versuchen, dieses von Fachleuten erstellte Konzept, ggf. mit kleinen Änderungen, umzusetzen und nach einer gewissen Zeit prüfen, ob und wo es erfolgreich war und wo eventuell nachgebessert werden muss.