Arztpraxis im Nemter Dorfgemeinschaftshaus sorgt für Querelen

Arztpraxis im Nemter Dorfgemeinschaftshaus sorgt für Querelen

Seit vielen Jahren betreibt die Burkartshainer Ärztin Frau Dr. Dathe bzw. mittlerweile deren Nachfolger, die Berufsausübungsgemeinschaft Bräutigam/Groß, im Obergeschoss des Dorfgemeinschaftshauses Nemt eine Arztpraxis, die von den Ortsansässigen auch sehr gut angenommen und geschätzt wird.

Allerdings ist die Lage im Obergeschoss aufgrund der fehlenden Barrierefreiheit für viele Patienten sehr ungünstig, weshalb die Praxisräume ins Erdgeschoss umziehen sollen. 100.000 Euro will die Stadt laut Haushaltsplan für die nötigen Rekonstruktionsarbeiten investieren, um einerseits Barrierefreiheit herzustellen und andererseits auch die nötigen bautechnischen Anforderungen an eine Arztpraxis erfüllen zu können.

Ursprünglich war vorgesehen, zeitnah mit der Umsetzung des Bauvorhabens zu beginnen, weshalb die Stadtverwaltung dem Verwaltungsausschuss bereits am 12. April einen Vorgriff auf den Haushalt vorgeschlagen hatte. Allerdings fühlte sich die Mehrheit der Räte ungenügend über das Vorhaben informiert, weshalb die Beschlussvorlage zur Diskussion in den technischen Ausschuss zurückverwiesen wurde.

Zwischenzeitlich ist der städtische Haushalt für 2021/22 beschlossen und das Projekt, da es dort als Investition vorgesehen ist, somit auch vom Stadtrat bestätigt, eine gesonderte Entscheidung ist also nicht mehr notwendig. Trotzdem soll in der Sitzung des technischen Ausschusses am kommenden Mittwoch noch einmal über die vorgesehenen Umbauarbeiten informiert werden.

Für Irritationen hatte  in der Stadtratssitzung am 27. April der Nemter Ortschaftsratsvorsitzende Enrico Thiel gesorgt. Im Rahmen der Bürgerfragestunde beklagte er sich im Namen des Ortschaftsrates darüber, dass man von der Ablehnung des Vorhabens aus der Zeitung habe erfahren müssen und nicht durch die Verwaltung informiert worden sei. Der Ortschaftsrat habe dafür kein Verständnis, es habe zum Thema viele Ortstermine gegeben und  die Nemter hätten die Notwendigkeit des Erhalts der Arztpraxis unter der Voraussetzung der Barrierefreiheit mehrfach deutlich gemacht.

Oberbürgermeister Jörg Röglin hatte die Kritik angenommen, aber auch richtiggestellt, dass es sich keineswegs um eine Ablehnung des Vorhabens gehandelt habe, sondern lediglich vonseiten der Ausschussmitglieder vor einer Entscheidung umfassendere Informationen erbeten worden waren. Diese Informationen würden im nächsten technischen Ausschuss auf der Tagesordnung stehen, wozu er die Nemter und insbesondere Herrn Thiel als Gäste einlade, zumal dieser ohnehin als Ortsvorsteher in allen Belangen seines Ortes ein Mitspracherecht in den städtischen Ratsgremien habe.

Die Sitzung des technischen Ausschusses ist öffentlich und findet am 26. Mai 2021 um 18:00 Uhr im Kulturhaus Schweizergarten statt. In der Einladung wird allerdings darauf verwiesen, dass aufgrund des geltenden Hygienekonzepts die Kapazität begrenzt ist und für die Zuteilung von Gästeplätzen der Zeitpunkt des Erscheinens entscheidend ist.

Kommentar von Sylke Mathiebe

Die öffentlich ausgetragenen Missverständnisse zwischen Stadt und Nemter Ortschaftsräten sind einmal mehr ein Beispiel dafür, wie mangelnde Kommunikation ein eigentlich gar nicht vorhandenes oder zumindest sehr kleines Problem zu einem großen Aufreger werden lässt, zumal der Anlass, nämlich mit den Umbaumaßnahmen für die Hausarztpraxis zeitnah beginnen zu können, seitens der Wurzener Stadtverwaltung ja durchaus im Sinne der Nemter Einwohner gedacht war.

Selbstverständlich hätte die Verwaltung nach der Rückverweisung des Beschlussvorschlages in den technischen Ausschuss den Ortschaftsratsvorsitzenden explizit informieren sollen, der zuständige Amtsleiter hat sich auch sofort öffentlich dafür entschuldigt, dass das unterblieben ist.

Im Gegenzug müssen sich die Nemter Ortschaftsräte aber auch fragen lassen, warum sie nicht, nachdem sie „aus der Zeitung“ von der Sache erfahren haben, im Sinne konstruktiver Zusammenarbeit die Initiative ergriffen und sich über die Hintergründe informiert haben. Ein kurzer Anruf in der Stadtverwaltung hätte ausgereicht, um für Klarheit zu sorgen, obendrein erscheint es seltsam, dass es offenbar im Rahmen der Fraktionsarbeit der Bürger für Wurzen, zu denen der gesamte Nemter Ortschaftsrat gehört, keine interne Information dazu gegeben hat, immerhin sitzen zwei Stadträte der Bürger für Wurzen mit im Verwaltungsausschuss.

Und letztendlich muss sich dann der Nemter Ortschaftsratsvorsitzende auch die Frage stellen lassen, weshalb er, wenn die Sache für sein Dorf so wichtig ist, nicht selbst, wie es laut Geschäftsordnung des Stadtrates der Stadt Wurzen sein Recht gewesen wäre, im Verwaltungsausschuss für das Vorhaben eingetreten ist.