Erinnerung an Todesmärsche

Erinnerung an Todesmärsche

Eindrucksvolle und mahnende Worte fand Peter Poppe, der als Stellvertreter des Oberbürgermeisters die Teilnehmer des 19. Gedenkmarsches für die Opfer der Todesmärsche im Muldental, die zuvor schon in Borsdorf, Machern, Gerichshain und Bennewitz Station gemacht hatten, in Wurzen begrüßte.

Er erinnerte an tausende Häftlinge, die von SS und Gestapo in den letzten Kriegstagen aus Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern auf lange, oft ziellose Märsche, auch durch das Muldental, gehetzt wurden. Viele überlebten die Qualen nicht, starben vor Hunger und Durst, an völliger Entkräftung und durch die Schüsse der SS-Wachen. Die Erinnerung daran drohe zu verblassen und damit das Wissen darum, wie zerbrechlich die Demokratie, wie dünn die Decke der Zivilisation sein könne.

Die aktuelle Entwicklung in Europa und ihre Warnung vor wachsendem Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit müsse sehr ernst genommen werden.

Die Ereignisse der letzten Jahre und Monate hätten das Bild von Sachsen beschädigt.

Der SPD-Landesvorsitzende und stellvertretende Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Dulig, habe sich auf eine Anfrage so geäußert: „In Sachsen ist in der Vergangenheit viel dafür getan worden, dass das Ansehen und das Vertrauen in Polizei und Justiz schwer gelitten haben. Das liegt selten an einzelnen Beamten. Nein, wir haben ein qualitatives Problem in der Führungsebene. Viele haben Rechtsextremismus und Rassismus verharmlost. Der Staat hat nur ungenügend klargemacht, dass er das Gewaltmonopol besitzt und nicht etwa irgendwelche fremdenfeindlichen Schläger, die grölend durch Sachsen ziehen. Es kann nicht sein, dass jeder, der sich gegen Nazis einsetzt, als Linksextremist hingestellt wird.“

Am Schluss seiner Rede mahnte Peter Poppe, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen: „Wo wir nur können, werden wir Unrecht ein Ende setzen. Und wenn uns dazu die Mittel fehlen, um einzuschreiten, wenn wir machtlos sind, dann können wir immer noch mehr tun, als einfach nur ohnmächtig wegzuschauen. Wir können und müssen Zeugen sein und Zeugnis ablegen. Und das kann jeder von uns.“