Hohe Nitratbelastung im Wurzener Grundwasser – Bäume sollen helfen

Hohe Nitratbelastung im Wurzener Grundwasser – Bäume sollen helfen

Zum wiederholten Male war der VRS-Gewässerschutz am 28. Mai mit seinem Labormobil in Wurzen. Insgesamt 60 Wasserproben wurden von privaten Brunnenbesitzern abgegeben und analysiert – mit teils alarmierenden Ergebnissen.  

Trotz vieler Auflagen zu Düngemenge und Düngezeitpunkt sei, so Harald Gülzow (auf dem Foto beim Analysieren einer Probe), der in der Nitratrichtlinie geforderte Grenzwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter in jeder dritten der abgegebenen Proben überschritten worden.

Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in je einem Brunnen in Voigtshain mit 153 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Wurzen mit 129 mg/l, in Thammenhain mit 84 mg/l, in Röcknitz mit 81 mg/l, in Brandis mit 78 mg/l und in Sachsendorf mit 76 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Brunnenwasser in Fremdiswalde mit 55 mg/l Nitrat und in Meltewitz mit 54 mg/l.

Abhilfe schaffen könnte, so Harald Gülzow, Agroforst, also die Kombination von Bäumen und Ackernutzung, als wichtiger Baustein einer nachhaltigen Landwirtschaft, wodurch es möglich würde, die Nitratbelastung nachweislich zu senken, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.

Im Kreis Leipzig bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 89 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern“, berichtet Harald Gülzow.

Ein wegweisendes Projekt dazu ist Anfang dieses Jahres in der Gemeinde Thallwitz gestartet. In Kooperation zwischen der Agrargenossenschaft e. G. Böhlitz und den Wurzener-Land-Werken entsteht hier „Sachsens größtes Agroforstsystem – ein zukunftsweisendes Zusammenspiel aus Landwirtschaft und Energieversorgung. Auf 70 Hektar wachsen 30.000 Bäume, in Reihen angelegt zwischen den Feldfrüchten, die das Klima schützen, Böden stabilisieren, Ernteerträge steigern und nachhaltige Energie liefern. Bereits 2031 sollen die ersten Pappeln Holz für die regionale Wärmeversorgung liefern“, ist auf der Homepage der Wurzener-Land-Werke zu lesen.

Andernorts geht die Entwicklung jedoch eher rückwärts. An den meisten Landstraßen und Feldwegen verschwinden mehr und mehr die früher dort vorhandenen Alleen und viele Landwirte pflügen zur vermeintlichen Ertragssteigerung oftmals bis unmittelbar ans Wegegrundstück heran.

Aufklärung tut Not, aber auch die nötige Unterstützung bei der Umsetzung auch kleinerer Projekte, denn immerhin tragen die Agroforstsysteme außerdem zum Klima- und Artenschutz bei. Es fehlen bislang jedoch die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die breite Umsetzung zu ermöglichen. Aus diesem Grund haben ein Bündnis von Agrarexperten und Beratern in dem Positionspapier „Agroforst Jetzt!“ dargelegt, wie notwendig und dringlich die Durchsetzung von Agroforstsystemen in Deutschland ist.

„Wir unterstützen den Aufruf: „Agroforst Jetzt“. Dieser fordert die Bundesregierung auf klare Rahmenbedingungen für die Agroforstwirtschaft zu schaffen“, berichtet Harald Gülzow. Im Aufruf wird dargelegt, dass diese effiziente Form der Landnutzung die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an den Klimawandel verbessert. Durch den Schutz vor Bodenerosion, sowie die Förderung der Taubildung können Agroforstsysteme mit einer ertragsstabilisierenden Wirkung dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung auch bei zunehmenden Extremwetterereignissen zu sichern.

Auf der Homepage agroforst.jetzt können weitere Organisationen, landwirtschaftliche Betriebe oder Privatpersonen diesen Aufruf unterstützen.

Quellen:

Pressemeldung VSR-Gewässerschutz

https://land-werke.de/agroforst

Foto: Ruben Wiltsch