Freistaat fördert digitale Kooperation zwischen Wurzen und Augustusburg

Freistaat fördert digitale Kooperation zwischen Wurzen und Augustusburg

Rund 85 Straßenkilometer beträgt die Entfernung zwischen Wurzen und Augustusburg – da ist schon einiges an Vorstellungskraft nötig, um eine erfolgreiche interkommunale Zusammenarbeit zwischen beiden Städten für möglich zu halten. Doch wenn das Projekt „IT-basiertes interkommunales Dienstleistungszentrum“ ein Erfolg wird, könnten schon bald Anträge, die von Bürgern in Wurzen gestellt werden, von Mitarbeitern in Augustusburg bearbeitet werden und umgekehrt.

Welchen Stellenwert ein solches Pilotprojekt für das ganze Land Sachsen hat, machte Max Winter, Abteilungsleiter Landesentwicklung beim sächsischen Innenministerium, heute anlässlich der Übergabe einer Fördermittelzusage über knapp 700.000 Euro deutlich: Im Gegensatz zu früher will der Freistaat bei der Bewältigung des demografischen Wandels nicht mehr auf immer größere Strukturen setzen, sondern mehr auf Zusammenarbeit und Kooperation zwischen ansonsten selbstständigen Kommunen.

Diese werde insofern immer wichtiger, als kleine Städte und Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern schon jetzt große Schwierigkeiten haben, ihre Verwaltungsaufgaben ausreichend zu erfüllen, geschweige denn Kapazitäten in die Digitalisierung zu investieren – sowohl im Hinblick auf das auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehende Fachpersonal, als auch in Bezug auf die finanziellen Rahmenbedingungen.

Der Projektvorschlag aus dem Aktionsraum Wurzener Land sei von den 25 beim Innenministerium eingereichten der beste und größte gewesen. Als besonders vorbildlich habe man bewertet, dass Wurzen und Augustusburg bereit seien, sich einer solchen großen Herausforderung zu stellen, immerhin seien damit erhebliche Risiken und Unwägbarkeiten verbunden, sowohl in rechtlicher und technischer Hinsicht als auch in Bezug darauf, wie letztlich die Bürger damit umgehen werden.

Insofern ist der Slogan „Einfach machen“, den sich die Kooperationspartner auf die Fahnen geschrieben haben, wie Wurzens Oberbürgermeister Jörg Röglin erläuterte, in zweifacher Hinsicht zu verstehen: Zum einen sei das Ziel, komplexe Dinge für Bürger und Verwaltung einfacher und verständlicher zu machen. Zum anderen sei es nötig, jetzt „loszulegen“, ohne lange nach Wenn und Aber zu fragen.

Für die nächsten zwei Jahre steht für die Projektpartner ein immenses Arbeitspensum  auf dem Programm. Dazu gehören u. a. die Umsetzung von E-Government und Online-Zugangs-Gesetz (OZG), die Automatisierung von Verwaltungsprozessen, die Verknüpfung mit bereits bestehenden Basiskomponenten des Freistaats Sachsen, die Anwendung sogenannter agiler Methoden, die Nutzung moderner IT und Cloudtechnologie und schließlich auch die Entwicklung ganz neuer Komponenten.

Drei konkrete Projekte seien dabei die voll automatisierte Gewerbeanmeldung, die Bearbeitung von XRechnungen und die Genehmigung von verkehrsrechtlichen Anordnungen. Am Ende steht das Ziel, die Ergebnisse des Gesamtprojekts so zu gestalten, dass sie allen sächsischen Kommunen zur Verfügung gestellt werden können.

Als Vorbild nannte Jörg Röglin abschließend noch das Beispiel Dänemark. Dort sei es mithilfe der Digitalisierung gelungen, den Aufwand bei der Bearbeitung von Verwaltungsprozessen auf nur noch 30 % zu senken bei gleichbleibendem Service für die Bürger.