Einen Zwischenstopp in Wurzen legte heute die Radsportsektion des Roten Stern Leipzig im Rahmen ihrer Fahrraddemonstration mit Radsportcharakter unter dem Motto „Verantwortung erfahren – gemeinsam gegen alte und neue Nazis“ von Leipzig nach Chemnitz ein.
Hintergrund dieser Tour sei, so die Organisatoren, dass es auch über 70 Jahre nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus im Freistaat Sachsen immer wieder Aktivitäten rechtsextremer Zusammenschlüsse, Rechtsrockkonzerte, Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte und Übergriffe auf Andersdenkende gab und gibt. Hoyerswerda, Mügeln, Heidenau, Bautzen, Freital oder Chemnitz stünden exemplarisch für diese sächsischen Verhältnisse, aber eben auch immer wieder Wurzen, wo seit den 90er Jahren kontinuierlich rechtsextremistische und fremdenfeindliche Aktivitäten zu verzeichnen sind.
“Ein guter Anlass für einen Zwischenstopp in der Muldenstadt, bei dem nicht nur an die Opfer neuer rechter Gewalt erinnert werden soll, sondern auch an die letzten Verbrechen der Nationalsozialisten im April 1945”, sagt Klaudia Nacuer vom BdA Leipzig. Am 13. April 1945 trafen auf den Muldenwiesen vor Wurzen die Insassen von Leipziger Konzentrations-, Arbeits- und Haftlagern ein, die sich auf so genannten Todesmärschen befanden und unter härtesten Bedingungen hier eine Nacht verbringen mussten.
Im Zuge des französisch-deutsch-tschechischen Friedensprojekts „Die längste Schnitzeljagd der Welt“ hatte vor nunmehr vier Jahren die Initiativgruppe vom Netzwerk für demokratische Kultur in Wurzen Kontakte zu Nachfahren von Überlebenden der Todesmärsche, die im Frühjahr 1945 auch durch das Muldental führten, geknüpft. Laurent Guillet, Initiator des Friedensprojekts, kam im Mai 2015 nach Wurzen, um im Rahmen des jährlich stattfindenden Gedenkmarsches an den Muldewiesen eine Gedenktafel für die Opfer des Naziterrors der letzten Kriegstage zu errichten.
Gemeinsam mit Wurzens Oberbürgermeister Jörg Röglin, Vertretern vom Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (NDK) und dem Bund der Antifaschisten Leipzig (BdA) gedachten die Radsportler der Menschen, die diese Qualen einst erdulden mussten. Der BdA traf sich zuvor schon in Bennewitz, wo ebenfalls ein Gedenkstein an die Todesmärsche erinnert. Bereits zum 20. Mal beteiligt er sich damit an der Initiative der Gruppe „Gedenkmarsch für die Opfer der Todesmärsche im Muldental“, die an verschiedenen Orten entlang der authentischen Route kleine Gedenken veranstaltet und Teile der Strecke zu Fuß zurücklegt.
Quelle: Pressemeldung NDK Wurzen