Wurzen will Radverkehr fördern

Wurzen will Radverkehr fördern

– dies lässt zumindest ein Beschlussvorschlag vermuten, den die Stadtverwaltung dem Stadtrat zur Beratung in der nächsten Sitzung am 30. April 2019 vorgelegt hat. Auf der Tagesordnung steht der „Beitrittsbeschluss zur Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs e.V.“.

Der Arbeitsgemeinschaft, die am 7. März 2019 gegründet wurde, gehören als Gründungsmitglieder bislang 9 sächsische Kommunen an, nämlich die Städte Bautzen, Borna, Limbach-Oberfrohna, Meißen, Niesky, Pirna, Radeberg, Radebeul und Zittau. Vorbild sind die bereits in vielen Bundesländern erfolgreich tätigen Arbeitsgemeinschaften fahrradfreundlicher Städte (AGFS). Ziel ist die Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit im Bereich des Rad- und Fußverkehrs.

Dazu zählen laut Beschlussvorlage u. a. die Beratung und Information der Mitglieder zu Fördermöglichkeiten bei Fuß- und  Radverkehrsprojekten, fachlicher Austausch zwischen Planern der Mitgliedskommunen, Entwicklung gemeinsamer Standardlösungen (bspw. Öffnung von Einbahnstraßen, Fahrradparken), Vernetzung der Mitgliedskommunen mit anderen AGFS deutschlandweit, Sammlung, Strukturierung und Bündelung der rad- und fußverkehrsspezifischen Interessen der Mitglieder gegenüber den Institutionen im Freistaat Sachsen, aber auch gegenüber dem Bund.

Des Weiteren sollen gemeinsame Elemente der Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Kampagnen mit dem Rad zur Schule, Schulterblick beim Rechtsabbiegen etc.) entwickelt, beauftragt und organisiert und Forschungsprojekte bspw. zu grüner Welle für Radverkehr, Steigerung der Radnutzung auf dem Arbeitsweg, Verkehrssicherheit für Fußgänger etc. umgesetzt werden.

Dass die Stadt Wurzen in Bezug auf den Radverkehr, insbesondere den Alltagsradverkehr, wie zahlreiche andere sächsische Kommunen noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen hat, geht aus den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen der jüngsten Umfrage zum Fahrradklima-Test des ADFC hervor. Insgesamt 63 Wurzener haben sich Ende letzten Jahres an der Befragung beteiligt und stellen der Stadt in der Gesamtbewertung die Schulnote 3,8 aus, womit Wurzen bundesweit Platz 88 von insgesamt 186 Kommunen vergleichbarer Größenklasse einnimmt, bezogen auf das Land Sachsen Rang 6 von 19 (bewertet wurden nur Kommunen, in denen sich mindestens 50 Leute an der Befragung beteiligt haben).

In der Einzelbewertung gab es positive Beurteilungen vor allem für die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Nutzung des Rades durch alle Altersgruppen und die Möglichkeit, relativ zügig Radfahren zu können (alles Note 2,9). Auch dass viele Einbahnstraßen von Radfahren auch in der Gegenrichtung zu befahren sind, wurde, zumindest im Vergleich zu ähnlichen Städten, als eher gut bewertet.

Minuspunkte erntete die Stadt vor allem im Hinblick auf die Anzahl der Fahrraddiebstähle (4,3), mangelnde Werbung für das Radfahren (4,7) und fehlende Möglichkeiten, Fahrräder zu mieten oder auszuleihen (5,1). Insgesamt lagen die meisten Bewertungen über der Schulnote 3, also eher im negativen Bereich. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Umfrage mit 63 Teilnehmern wohl nicht als repräsentativ bezeichnet werden kann und die Auswerter ausdrücklich darauf hinweisen, dass im Vergleich zu den meisten anderen Städten die Bewertung in Wurzen relativ uneinheitlich ausgefallen ist.

Die genauen Ergebnisse des Fahrradklimatests können unter www.fahrradklima-test.de/karte abgerufen werden.

Interessante Fakten zu den Hintergründen der erst jetzt erfolgten Gründung der Arbeitsgemeinschaft in Sachsen (die entsprechenden Mittel zur Förderung einer sächsischen AGFS sollen entsprechend der Vereinbarungen im Koalitionsvertrag bereits im Doppelhaushalt 2015/16 des Landes enthalten gewesen sein) findet man in einer Veröffentlichung des ADFC Sachsen aus dem Jahr 2016: www.adfc-sachsen.de/index.php/494-zusammenarbeit-fuer-den-radverkehr-nicht-in-sachsen.