Petition zum Erhalt der Wurzener Kinderstation gestartet

Petition zum Erhalt der Wurzener Kinderstation gestartet

Das Wurzener Krankenhaus befindet sich in öffentlicher Trägerschaft – dies könnte sich in nächster Zukunft als sehr bedeutsam erweisen. Denn immer deutlicher werden die Zeichen dafür, dass die Geschäftsleitung drastische Veränderungen plant, die nicht nur die Einwohner der Stadt selbst, sondern auch weite Teile des Wurzener Umlands betreffen.

Bereits im vergangenen Frühjahr hatten sich Vertreter der Wurzener Politik, unter anderem Stadt- und Kreisrat Jens Kretzschmar (Die Linke) und SPD-Stadtrat Heinz Richerdt, öffentlich gegen eine möglicherweise geplante Schließung der Kinderstation im Wurzener Krankenhaus stark gemacht.

Hintergrund waren damals bekannt gewordene Pläne der Klinikleitung, die in Wurzen beheimatete Geburtsstation zu schließen und die zugehörige Kinderstation nach Grimma zu verlegen.

Mike Schuffenhauer, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Muldentalkliniken, hatte damals noch versucht, die Wogen zu glätten. In einer im Wurzener Stadtjournal vom März 2022 auf Seite 14 veröffentlichten Stellungnahme erklärte er, man wolle „unsere beiden Standorte in Wurzen und Grimma fit für die Zukunft machen“, dafür würden „verschiedene mögliche Szenarien“ eruiert, „entschieden ist noch nichts“.

Spekulationen um eine „Schließung“ bestimmter Bereiche, so heißt es am Ende des Textes, trete Schuffenhauer entschieden entgegen: „Wir sind ein Haus, zu dem zwei Standorte gehören. Das heißt: Selbst wenn es Veränderung in Bereichen an dem einen Standort geben sollte, so wird es sich höchstens um Verlegungen handeln, nicht aber um Schließungen – wir behalten weiter unser volles Leistungsportfolio.“

Was damit tatsächlich gemeint ist, haben mittlerweile auch die Gemeindeoberhäupter der betroffenen Städte und Gemeinden verstanden: In einer gemeinsamen Erklärung der Bürgermeister:innen des Wurzener Landes und des Parthelandes fordern diese: „Keine Schließung der Geburtshilfe am Klinikstandort Wurzen, kein Umzug der Pädiatrie von Wurzen nach Grimma, keine Schwächung, sondern Stärkung des Standortes Wurzen“

Man habe Verständnis für die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um beide Standorte auch wirtschaftlich überlebensfähig zu halten. Ziel müsse es dabei aber sein, „beide Standorte nicht nur abzusichern, sondern so zu stärken, dass sie zukunftssicher aufgestellt sind. Die einseitige Stärkung eines Standortes zu Lasten und auf Kosten des anderen darf es nicht geben und entspricht nicht dem Anspruch an die medizinische Versorgung, den unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten können.“

Anders als dies bei einem privaten Krankenhaus wäre, haben die betroffenen Bürgerinnen und Bürger eine Möglichkeit, sich aktiv für den Erhalt der Wurzener Kinderstation einzusetzen. Alleingesellschafter des seit 1997 bestehenden kommunalen Unternehmens Muldentalkliniken ist nämlich der Landkreis Leipzig, vertreten durch den Landrat Henry Graichen.

Genau an diesen richtet sich eine vor wenigen Tagen durch den Wurzener Andre Genedl  gestartete Petition.

Darin verweist Genedl auf die lange Tradition der Kinder- und Jugendmedizin in Wurzen, welche Frühgeborene ab der 32. Schwangerschaftswoche, Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr – unabhängig von der Art ihrer Erkrankung, einschließlich kinderchirurgischer Patientinnen und Patienten betreue. In der Begründung heißt es weiter:

„Mit dem Kombinationsangebot der Stationen Geburtshilfe & Pädiatrie besitzt der Klinikstandort Wurzen jedoch ein erhebliches Alleinstellungsmerkmal in der Region und deckt damit einen nicht unerheblichen Bedarf an diesen Leistungen ab. Zudem ist es ein nicht zu vernachlässigender Standortfaktor für junge Familien in der Region.

Eine Schließung/Verlegung der beiden Abteilungen würde demnach einen erheblichen Verlust der regionalen Gesundheitsversorgung in diesen Bereichen bedeuten. Gerade mit der Abteilung für Kinderheilkunde ist das Krankenhaus Wurzen ein wichtiger Anlaufpunkt im nordsächsischen ländlichen Raum außerhalb der Großstadt Leipzig. Patientinnen und Patienten im Wurzener Land selbst und über die angrenzende Region Partheland hinaus, in einem Einzugsbereich von Delitzsch über Eilenburg, Torgau und Oschatz, wären von einer Verlegung der Kinderheilkunde genauso betroffen wie von der Schließung der Geburtshilfeabteilung. Diese selbst nimmt insbesondere durch die bisher im selben Haus angesiedelte Pädiatrie einen höheren Stellenwert ein, da unmittelbar nach der Geburt eine Direktversorgung möglich ist.

Eine abschließende Entscheidung über die künftige Struktur der Muldentalkliniken wird im Kreistag des Landkreises Leipzig fallen, voraussichtlich bereits Anfang März 2023. Neben dem Manifest der Bürgermeister des Wurzener Landes und Parthelandes braucht es aber auch die Stimmen der Bürger und Bürgerinnen, um die Mandatsträger im Kreistag davon zu überzeugen, dass ein starker Standort Wurzen mit der Kombination Geburtshilfe-Kinderheilkunde in der Region gebraucht und gewollt und auch nur dann gesichert ist. Dafür braucht es aber auch Ihre Stimme. Es ist wichtig. Unterzeichnen Sie jetzt!”

Hier geht es zur Petition zum Erhalt der Wurzener Geburts- und Kinderstation