Breitbandausbau im Wurzener Land verzögert sich

Breitbandausbau im Wurzener Land verzögert sich

Es wird wohl noch eine gewisse Zeit ins Land gehen, bevor der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes, geplant ist ein Datenvolumen von mindestens 100 Mbit/sek. in jedes Haus, im Wurzener Land beginnen kann. Dabei haben die vier kooperierenden Kommunen Thallwitz, Bennewitz, Lossatal und Wurzen ihre Hausaufgaben eigentlich vorbildlich erledigt: Mit der Gründung der Tochtergesellschaft WuLaWe Glasfaser GmbH unter dem Dach der Wurzener Land Werke haben sie ein Konstrukt geschaffen, mit dessen Hilfe nicht nur der größte Teil der enormen Baukosten von rund 33 Mio. Euro über Fördergelder finanziert wird, sondern auch noch der Eigenanteil der Kommunen von 10 % der Gesamtkosten, der vor allem von den kleinen Gemeinden sonst nur schwer hätte erwirtschaftet werden können, über eine Kreditaufnahme der GmbH abgedeckt wird, also die kommunalen Haushalte nicht belastet.

Vonseiten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wird das Vorhaben positiv bewertet, Ende letzten Jahres  wurden dafür Fördergelder in Höhe von knapp 17 Mio. Euro bewilligt. Was bisher fehlt, sind die Gelder, die vonseiten des Freistaats Sachsen in das Projekt einfließen sollen. Hier allerdings steckt der Haken, denn das Konstrukt einer GmbH war in den sächsischen Förderrichtlinien nicht vorgesehen. Inzwischen gibt es wohl mündliche Zusagen aus dem Wirtschaftsministerium, ein ordentlicher Fördermittelbescheid liegt jedoch bisher noch nicht vor, sodass mit den konkreten Planungen für den flächendeckenden Breitbandausbau noch nicht begonnen werden kann.

Doch es gab auch viel Positives für die beiden Landtagsabgeordneten Marco Böhme und Nico Brünler (Die Linke), die heute auf Einladung von Stadtrat Jens Kretzschmar in Wurzen Station gemacht haben, zu erfahren. Aus energiepolitischer Sicht besonders interessant bewerteten beide das Projekt der Wurzener Land Werke insgesamt, vor allem im Hinblick darauf, dass damit die Energieversorgung als wichtiger Teil der Daseinsfürsorge in kommunaler Hand bleibt und es sogar möglich wird, dabei erwirtschaftete Gewinne in der Region und zumindest zum Teil auch bei den Kommunen und Bürgern zu belassen.

Einige Einblicke in die Arbeit der WuLaWe gab Geschäftsführer Mario Maron unter anderem bei der Besichtigung des Blockheizkraftwerks in der Wurzener Liscowstraße. Von hier aus werden nicht nur mehrere Tausend Wurzener mit Wärme versorgt, sondern auch Strom aus Biogas erzeugt und ins Netz eingespeist. Geplant sind zwei weitere kleinere BHKW im Gymnasium und in der Schwimmhalle.

In Planung sind auch Anlagen in Bennewitz und Lossatal, die zunächst für die Versorgung kommunaler Einrichtungen errichtet werden sollen. In Thallwitz existiert bereits eine Biogasanlage, die unter anderem eine Kindereinrichtung versorgt und als ausbaufähig eingeschätzt wird.

In Zusammenarbeit mit der WGW, die demnächst den sogenannten 100-er Block sanieren möchte, denkt man über eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach nach, die im Zuge der Sanierungsarbeiten errichtet werden könnte. Dabei könnten unter dem Dach der Wurzener Land Werke auch Bürgerbeteiligungen möglich sein.

Ein städtebauliches Problem gab Oberbürgermeister Jörg Röglin  den Landtagsabgeordneten mit auf den Weg: Im Norden der Stadt wurden in den 70er Jahren Wohnblöcke errichtet, bei denen die Wärmeleitungen nicht einzeln in jedes Haus verlegt wurden, sondern fortlaufend von Haus zu Haus. Das bedeutet, bei einem städtebaulich wünschenswerten Rückbau einzelner Blöcke müssten mit hohen Kosten für die Wärmeversorgung neue Leitungen verlegt werden. Die Lösung, die die Stadt auch schon praktiziert hat, sind Teilrückbauten, bei denen nur die oberen Etagen rückgebaut, die Gebäude an sich aber erhalten werden. Nachteil für die Stadt: Teilrückbauten sind nicht in den Wohnungsbau-Förderprogrammen des Freistaats berücksichtigt, sodass die Sanierungskosten vollständig von der WGW getragen und entsprechend auf die Mieter umgelegt werden müssen – dadurch entstehen relativ hohe Mietpreise, die z. B. vom Jobcenter nicht mehr übernommen werden. Hier wäre dringend eine Anpassung der Förderrichtlinien des Freistaats, insbesondere für derartige Ausnahmefälle erforderlich, um notwendige Umbau- und Sanierungsarbeiten sozial verträglicher gestalten zu können.

Den Abschluss der Energie-Tour bildete die Fotovoltaikanlage in der Eilenburger Straße, hier hat die (noch) stadteigene Wärmeversorgung Wurzen auf 5,4 ha Fläche für 3,3 Mio. Euro mehr als 10.000 Solarmodule errichtet, die mittlerweile nicht nur die dafür aufgenommenen Kreditleistungen, sondern auch gute Gewinne erwirtschaften, welche mit dem jüngst beschlossenen Verkauf der Wärmeversorgung Wurzen in die Wurzener Land Werke eingehen werden.

Aktualisierung vom 27.06.2018:

Wie der Bennewitzer Bürgermeister Bernd Laqua mitteilt, liegen der WuLaWe Glasfaser GmbH seit heute 11 Uhr die Zuwendungsbescheide des Landes Sachsen vor. Trotz erheblichen Unmuts über die erhebliche Verzögerung, die die nicht nachvollziehbaren Zwischenschritte des Landes Sachsen bei der Antragsbearbeitung (Antragstellung bei der Landesdirektion war am 04.01.2018) mit sich gebracht hätten, sei er nun sehr zufrieden, dass das Wurzener Land nun mit Entwicklung und Ausbau eines hochmodernen Glasfasernetzes beginnen könne.

“Ziel ist es nach wie vor, den ersten Spatenstich für den Ausbau des Glasfasernetzes in allen vier Kommunen noch vor dem 26.05.2019 durchzuführen, was aufgrund des Verzögerns des Ausreichens des Zuwendungsbescheides immer schwieriger wird.” so Bernd Laqua.