Wurzener Schülerinnen schreiben Geschichten

Wurzener Schülerinnen schreiben Geschichten

Mit Auszügen aus ihren Texten haben am vergangenen Freitag Schülerinnen des Wurzener Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasiums ihr im Februar im Mitteldeutschen Verlag erschienenes Buch „Unsere Gesellschaft in Geschichten II“ erstmals feierlich der Öffentlichkeit präsentiert.

In „Eine Welt ohne Rassismus“ erzählt Fee Schwuchow (krankheitshalber vertreten durch Thomas Seifert) von einer Zeitreise der Nachbarskinder Mar und Flor ins Jahr 3021, die auf den Wurzener Straßen Menschen unterschiedlichster Herkunft friedlich miteinander umgehen sehen. Sie erfahren, dass es inzwischen Rassismus nur noch in Museen gibt, wo Nationalsozialisten oder Rechtsextreme als Abschreckung ausgestellt sind.

Die Protagonisten in der Geschichte „Wurzen: Eine zersplitterte Nacht“ von Helene Langer reisen stattdessen in die Vergangenheit und treffen am 09. November 1938 in der Jakobsgasse auf die Brüder Hans und Walter Luchtenstein, die sich in tödlicher Gefahr befinden.

Charlotte-Sophie Noack berichtet in „Sprache mit Gefahr“ über die Erfahrungen eines Mädchens, das außerhalb seiner Heimat aufgrund seiner sächsischen Mundart gefragt wird, „ob ich denn genauso braun wäre wie die ganzen anderen Sachsen“, und von anderen Menschen ausgegrenzt oder sogar angegriffen wird.

Die insgesamt sechs sehr offenherzigen, berührenden und zugleich spannenden Geschichten sind das Resultat einer Schreibwerkstatt im Rahmen der Initiative „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, unter Autorenpatenschaft des Leipziger Schriftstellers Thomas Seifert, der auch als Mitherausgeber des Buches fungiert.

Hauptsächliches Ziel war dabei, mit den Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren die eigene Kreativität zu entfalten und die Gesellschaft kritisch zu reflektieren.

Unterstützt durch das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Leipzig“ und den Friedrich-Bödecker-Kreis im Freistaat Sachsen e.V. fanden zwischen September und Dezember des vergangenen Jahres insgesamt zwölf Workshops statt, in denen die jungen Autorinnen unter anderem vom Comic-Zeichner Nils Oskamp, dem Journalisten Ali Schwarzer und der Sprachkünstlerin Mareike Köhler Tipps und Anregungen für ihre kreative Arbeit bekamen.

Des Lobes voll über das durch Corona noch zusätzlich erschwerte außerschulische Engagement seiner  jungen Schützlinge äußerte sich Autorenpate Thomas Seifert vor allem mit Blick auf den Mut der Schülerinnen, sich mit kreativen Mitteln und auf sehr fantasievolle Weise den schwierigen Themen Alltagsrassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung zu stellen.

Er hoffe sehr, so Thomas Seifert, dass die frisch gebackenen Buchautorinnen ihr so eindrucksvoll dokumentiertes Schreibtalent weiter fördern und nutzen, denn „ihr habt es drauf!“. Eine Fortsetzung der Schreibwerkstatt im kommenden Schuljahr ist bereits in Planung.