Alter Schornstein soll Rad-Touristen anlocken

Alter Schornstein soll Rad-Touristen anlocken

Für den Laien ist es nur ein alter, stark sanierungsbedürftiger Schornstein. Bei näherer Betrachtung entdeckt man jedoch am Gebäude, das zum Mühlbacher Agrargut Jung gehört, ein Schild, das darüber Auskunft gibt, dass „das Gebäude mit Schornstein das älteste bauliche Zeugnis einer Rübenzuckerfabrik im mitteldeutschen Raum“ ist.

Der Bau der Zuckerfabrik geht auf die napoleonische Wirtschaftsblockade gegen die Britischen Inseln im Jahre 1806 zurück. Infolge dessen wurde der Zucker in Deutschland teuer. Baron Freiherr Friedrich von Lorenz erbaute daraufhin in den Jahren 1810/11 in Mühlbach eine der ersten Zuckerfabriken.

Grund genug für Dr. Ulrich Heß von der Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e. V., das technische Denkmal für die Nachwelt zu erhalten und darüber hinaus mit seiner Geschichte als touristisches Ziel im Wurzener Land zu etablieren und bekannt zu machen.

Unter Federführung der Stadt Wurzen soll daher nun zum einen der Schornstein denkmalgerecht saniert werden. Zudem werden in unmittelbarer Nähe ein überdachter Rastplatz mit Fahrrad-Abstellmöglichkeit sowie eine Info-Tafel, die über die Historie des Industriedenkmals aufklärt, installiert. Der Wurzener Stadtrat gab für das Vorhaben kürzlich 55.000 Euro frei, 44.000 Euro davon werden über Fördergelder finanziert, die von der Denkmalschutzbehörde und zum großen Teil aus dem LEADER-Programm kommen.

Für die Zukunft schafft sich die Stadt, so ist zumindest der Plan, damit einen weiteren touristischen Anziehungspunkt, der dazu einladen soll, das Wurzener Land per Drahtesel zu erkunden. Immerhin liegt die Mühlbacher Zuckerfabrik direkt an der geplanten touristischen Radroute Wurzen – Oschatz, die auch Teil der Radverkehrskonzeption des Landkreises Leipzig ist. Diese soll dereinst die beiden Städte auf sicheren und gut zu befahrenden Radwegen miteinander verbinden und führt auf Wurzener Gemeindegebiet über Nemt, Mühlbach, Kühren und Streuben bis zum Wermsdorfer Wald.

Im Moment ist die Strecke allerdings noch lückenhaft. Einen straßenbegleitenden Radweg gibt es bisher lediglich zwischen Wurzen und Nemt. Von dort führt die Verbindung über eine wenig befahrene Asphaltstraße bis nach Mühlbach. Zwischen Mühlbach und Kühren verläuft die Strecke dann über einen Feldweg, dieser soll nach den Planungen der Stadt Wurzen radverkehrsgerecht überarbeitet und befestigt werden. Bereits im Haushalt der Stadt für das Jahr 2021 verankert ist der Ausbau der S42 zwischen Kühren, Streuben und Sachsendorf, die Staatsstraße soll auf eine Breite von 6,50 erweitert und mit seitlichen Markierungen als Radfahrstreifen versehen werden.

Durch den Ausbau der Radroute sollen neben der touristischen Aufwertung auch verbesserte Bedingungen für den Alltagsradverkehr geschaffen werden, schließlich sind im Zeitalter von Pedelecs und E-Bikes die rund zehn Kilometer Entfernung zwischen Kühren und Wurzen auch von weniger sportlichen Radlern gut zu bewältigen. Daneben liegt das Augenmerk auch auf der Anbindung der Ortsteile an das Unterzentrum Kühren und die dortigen Vernetzungsmöglichkeiten zum öffentlichen Nahverkehr.