Mädchen schützen – Petition startet

Mädchen schützen – Petition startet

Viele Menschen haben Angst davor, im öffentlichen Raum Opfer von Straftaten zu werden, entsprechend laut sind die Forderungen an Verwaltung und Politik, für sogenannte „sichtbare Sicherheit“ zu sorgen. Doch vor allem Frauen und Mädchen leben statistisch gesehen im eigenen Heim am gefährlichsten. Weltweit ist das so, auch in Deutschland.

Häusliche Gewalt ist die häufigste Ursache von Verletzungen bei Frauen: häufiger als Verkehrsunfälle und Krebs zusammen genommen. Für Frauen ist das Risiko, durch einen Beziehungspartner Gewalt zu erfahren, weitaus höher als von einem Fremden tätlich angegriffen zu werden. Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei völlig bedeutungslos. In Deutschland ist oder war schon jede vierte Frau Opfer von häuslicher Gewalt.

Frauen sind in ihrem Zuhause aber nicht nur von häuslicher Gewalt betroffen, sondern häufig auch zusätzlich oder ausschließlich von sexualisierter Gewalt. Die eigene Wohnung war der häufigste Tatort für Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben.

Auch Kindesmisshandlung und -vernachlässigung sind in Deutschland ein aktuelles Thema. Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für das Jahr 2016 in Deutschland über 12.000 Ermittlungs- und Strafverfahren allein nur für sexuellen Kindesmissbrauch. Opfer dieser Straftaten sind zu etwa 75 % Mädchen und 25 % Jungen.

Um die Öffentlichkeit für diese Probleme zu sensibilisieren, organisiert die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES in jedem Jahr rund um den 25. November, den internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen!“, weltweit Fahnenaktionen. Seit heute weht auch vorm Wurzener Stadthaus wieder die Fahne „Frei leben – ohne Gewalt“

Zeitgleich startet eine bundesweite Petition zu verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen für alle Kinder, um häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauch präventiv entgegenzuwirken. In Deutschland hat jedes Kind Anspruch auf 14 ärztliche Vorsorgeuntersuchungen im Alter von 0–18 Jahren. Bei den meisten der U-Untersuchungen werden auch die Genitalien der Kinder untersucht, sodass eine Genitalverstümmelung bei Mädchen frühzeitig erkannt werden kann. Bestenfalls können Misshandlungen (Gewalttaten) erkannt und verhindert werden, wenn die Eltern wissen, dass die U-Untersuchungen verpflichtend sind. Bislang wurde jedoch versäumt, eine gesetzliche Regelung zu schaffen, die Eltern bundesweit dazu verpflichtet, die Vorsorgeuntersuchungen mit ihren Kindern wahrzunehmen.

Deshalb fordert TERRE DES FEMMES die Einführung bundesweit verpflichtender Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Des Weiteren wird gefordert, dass alle Krankenkassen die Kosten für alle Vorsorgeuntersuchungen übernehmen. Darüber hinaus bedarf es einer bundesweiten einheitlichen Evaluierung sowie der Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung von Fort- und Weiterbildungen für Kinder- und JugendärztInnen im Umgang mit Fällen von Vernachlässigung, Misshandlung, Missbrauch und weiblicher Genitalverstümmelung.

Wer sich an der Petition beteiligen will, kann diese online unter www.frauenrechte.de/U-Untersuchungen unterzeichnen. Alternativ liegen die Unterschriftenlisten in Wurzen im Stadthaus, Friedrich-Ebert-Straße 2 bei pro familia, in der Kinderarztpraxis Dr. Steffi Köpsel in der Martin-Luther-Straße 21, in der Familienberatungsstelle der Volkssolidarität Straße des Friedens 18 und beim NDK am Domplatz 5 aus.

Quelle: TERRE DES FEMMES Menschenrechte für die Frau e. V.

Foto: Stadtverwaltung Wurzen