Wurzen hat sich quergestellt

Wurzen hat sich quergestellt

Kämpferisch, aber friedlich verlief am gestrigen Abend die Kundgebung auf dem Wurzener Jacobsplatz, zu der Wurzener Jugendliche aufgerufen hatten, um gegen Rechtsextreme und Nazipropaganda in der Ringelnatzstadt Widerstand zu leisten.

Rund 150 vorwiegend junge Menschen waren dem Aufruf “Wurzen stellt sich quer” gefolgt, der unter anderem von der Linksjugend Westsachen, Fridays for Future Wurzen, Fridays for Future Leipzig und Fridays for Future Grimma, der Grünen Jugend Leipzig, Linksjugend Leipzig, Die Linke Westsachsen, Linksjugend [`solid] Sachsen, dem Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ und Aktion Antifa Leipzig unterstützt wurde.

Hintergrund waren die Vorfälle vom Freitag zuvor, als im Anschluss an eine nicht angemeldete Hygienedemonstration die “Jungen Nationalisten” (JN) mit rund 50 Leuten unter dem Motto „Gegen Schikanierung nationaler Jugendarbeit“ lautstark durch die Straßen Wurzens marschiert waren und rechtsextreme Parolen gebrüllt hatten.

Anlass des spontanen Demozuges sei die Indizierung einer „Schulhof CD“ gewesen, diese gelten als beliebtes Mittel von Rechtsextremen, Politik in Musikform an Kinder und Jugendliche als Einstieg in die rechte Szene zu vermitteln.

Für Freitag, den 04.12., war eine erneute Demonstration angekündigt mit “Sportgruppen” aus der rechtsextremen Szene, unter anderem aus dem JN Umfeld.

„Wir wollen uns entschlossen dagegen stellen. In Wurzen darf sich kein Nazi wohlfühlen. Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, so die Organisatoren der gestrigen Veranstaltung.

Für moralische Unterstützung sorgte die Leipzigerin Juliane Nagel, die zwar selbst nicht dabei sein konnte, aber einen Text geschickt hatte, der sich unter anderem mit den in Wurzen vorhandenen rechten Strukturen auseinandersetzte. Namentlich wurde Benjamin Brinsa genannt, der als Trainer des „Imperium Fight Team“, das als rechter Kampfsportverein gilt, sein Domizil in der Kamenzer Straße im Leipziger Osten ausgerechnet auf dem Gelände eines ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers eingerichtet habe und zunehmend auch Wurzener Jugendliche für seine Ideen zu begeistern versuche. Weitere Redebeiträge kamen unter anderem von der Landtagsabgeordneten der Linken Kerstin Köditz und Wurzenerinnen, die sich zur aktuellen Situation in der Region äußerten.

Den einzigen Zwischenfall in der ansonsten weitgehend ungestört verlaufenden Protestaktion gab es am Bahnhof in Borsdorf, als die aus Richtung Leipzig anreisenden Kundgebungsteilnehmer mit „Ihr gehört nach Auschwitz“ angepöbelt wurden. Sofort nach Bekanntwerden dieser Vorfälle hatte die Polizei Einsatzkräfte vor Ort geschickt, die aber niemanden mehr antrafen.

Insgesamt ziehen die Wurzener Organisatoren ein positives Fazit, sowohl was die Beteiligung, als auch die diesmal gute Zusammenarbeit mit den Polizeikräften betrifft.

“Ich würde sagen, dass es schön war, wie viele Personen aus der Region dabei waren, gleichzeitig würde ich sagen, dass wir schockiert, aber nicht überrascht waren, dass Nazis in Borsdorf “Ihr gehört nach Auschwitz” gerufen haben, und dass auf der Rückfahrt noch 10 Faschos mit im Zug saßen, die “Sieg Heil” gerufen haben – wobei das, im Zusammenhang mit den vielen rechten Graffitis wie “Nazi Kiez” und “NS Zone”, zeigt, wie wichtig unser Protest ist”, so einer der Jugendlichen.