Wurzener Integrationsbeauftragte zieht positive Bilanz

Wurzener Integrationsbeauftragte zieht positive Bilanz

Ein großes Lob an die Stadt Wurzen setzte die ehrenamtliche Integrationsbeauftragte Frauke Sehrt (3. v. l.) als Fazit ihres Tätigkeitsberichtes vorm Stadtrat – vor allem mit Blick auf die hier von Beginn an praktizierte dezentrale Unterbringung der Geflüchteten – brachte aber auch Probleme zur Sprache, die damit verbunden waren.

Als sie im Oktober 2017 ihre Arbeit aufgenommen habe, seien 230 Flüchtlinge in der Stadt gewesen. Viele davon wären mit Erhalt ihrer Anerkennung weggezogen, was auch am zum Teil sehr unfreundlichen Klima in der Stadt gelegen habe. Die direkte Nachbarschaft von Deutschen und Geflüchteten habe immer wieder zu Reibereien und Unstimmigkeiten und auch zum Teil zu tätlichen Auseinandersetzungen und Gewalt geführt und die meisten Neuankömmlinge seien damals sehr unselbstständig gewesen.

Inzwischen sei das komplett anders. Die dezentrale Unterbringung habe dazu geführt, dass, anders als in den Gemeinschaftsunterkünften z. B. in Grimma oder Beucha, die Geflüchteten hier sehr viel selbstständiger werden mussten und mittlerweile auch selbst sein wollen. In Wurzen seien die meisten schon eigenverantwortlich in der Lage, die betreffenden Personen für ihr jeweiliges Anliegen aufzusuchen, z. B. Flüchtlingssozialarbeit, Migrationsberatung, Jobcenter, Ausländeramt, Ärzte, Kindergärten oder ehrenamtliche Helfer. Positiv sei dabei, dass es sich hier meistens um feste Bezugspersonen handelt, die sich in den letzten anderthalb Jahren fast nicht verändert haben. Auch die Motivation, sich auf Deutsch auszudrücken, sei dadurch höher, als in den Gemeinschaftsunterkünften.

Mittlerweile seien noch 150 Flüchtlinge hier, die meisten davon sind anerkannt und haben sich bewusst dafür entschieden, in der Stadt zu bleiben. Maßgeblich habe zu dieser positiven Entwicklung ein dichtes Netz an Kooperationspartnern beigetragen. Es gebe eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, so habe es beispielsweise Gespräche mit dem Oberbürgermeister und mit Vertretern der Polizeibehörde gegeben, bei denen Probleme auf beiden Seiten zur Sprache gekommen seien.

Enge Beziehungen gibt es auch zu den kommunalen Integrationskoordinatoren, zu pro familia, zur WGW in Bezug auf Wohnungsangelegenheiten, zu den Kirchen in der Stadt, zu den Arbeitsmarktkoordinatoren der Caritas und zu den Johannitern, die die Flüchtlingssozialarbeit übernommen haben. Probleme in den Schulen würden in Zusammenarbeit mit den Direktoren und Schulsozialarbeitern angegangen. Das Seniorenzentrum der AWO habe kürzlich mit zwei jungen Männern aus Eritrea einen Ehrenamtsvertrag abgeschlossen, diese betreuen zweimal wöchentlich Bewohner mit Freizeitangeboten wie Spiele spielen, Unterhaltung, Vorlesen etc., dieses Beispiel könnte auch in anderen Einrichtungen Schule machen.

Perspektivisch als Grundlage für ihre weitere Arbeit sieht die Integrationsbeauftragte, dass die neuen Wurzener zunehmend auch Interesse an direkter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zeigen, ihre Ideen einbringen und selber mitmachen wollen. Jüngstes Beispiel dafür sei der Gedanke, gemeinsam mit den Wurzenern das persische Neujahrsfest Norouz zu feiern. Die Initiative dazu sei von den Geflüchteten selbst gekommen, die in Zusammenarbeit mit dem Schweizerhaus Püchau e. V. im Laden in der Wenceslaigasse das Fest vorbereitet und am vergangenen Samstag gefeiert haben.