Landkreisbehörde will Baumpflanzung am Höckerberg stoppen

Landkreisbehörde will Baumpflanzung am Höckerberg stoppen

Schon den 11. Jahrgangsbaum haben die Kührener Vorschulkinder heute am Höckerberg gepflanzt – die Flatter-Ulme, lat. Ulmus laevis – diesmal allerdings trotz eines Verbotes seitens des Umweltamtes beim Landkreis Leipzig.

Olaf Kroggel von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e. V. pflanzt jedes Jahr mit vielen unterschiedlichen Akteuren zahlreiche Bäume an den verschiedensten Standorten. Von Beginn an hat er die Baumpflanzungen am Höckerberg in Kühren fachlich begleitet, besorgt die Jungpflanzen, wählt für die jeweilige Baumart den passenden Standort aus und erklärt den Kindern die Besonderheiten ihrer Bäumchen. So erfuhren die Vorschüler beispielsweise, dass die Ulme ein Baum ist, der Feuchtigkeit liebt und vorwiegend in Flussauen heimisch ist, was den Standort am Naturbad besonders geeignet macht, und dass sie beispielsweise auch der Stadt Ulm ihren Namen gab.

Mit gutem Grund, wie Olaf Kroggel erklärte, werden am Höckerberg ganz kleine Setzlinge gepflanzt, zum einen, weil diese bessere Chancen haben, auch anzuwachsen, zum anderen, weil die Kinder so das Wachstum ihrer Bäumchen von Anfang an begleiten können. Aus dem vor zehn Jahren als erstes Jahrgangsbäumchen gepflanzten Berg-Ahorn, Baum des Jahres 2009, ist inzwischen schon ein stattlicher Jungbaum geworden – die damaligen Vorschulkinder gehen jetzt in die 10. Klasse.

Insgesamt haben die Kührener Kinder am Höckerberg bereits 26 junge Bäumchen gesetzt, denn das Projekt „Baum des Jahres“ der Dr. Silvius Wodarz Stiftung gibt es bereits seit 1989. Damals wurde die Idee geboren, jährlich eine Baumart zum „Baum des Jahres“ auszurufen, um sie mithilfe der Medien in das Interesse der Öffentlichkeit zu stellen. „Wir wollen Menschen an Bäume heranführen und Sensibilität für dieses lebendige Naturgut schaffen. In die Herzen großer und kleiner Menschen pflanzen wir Bäume, um gedankliche Veränderungen anzustoßen, die zu einem nachhaltigen, baumfreundlichen Verhalten führen.“ lautet das Motto der Aktion.

Beginnend mit der Pflanzung der Stiel-Eiche, die 1989 von der Wodarz-Stiftung als erster Baum des Jahres ausgewählt wurde, haben die Kührener Kinder nach und nach auch die vor 2009 gekürten Bäume in die Erde gebracht – und dafür jeweils Ehrenpatenschaften an Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise für die Belange der Kinder aus Kühren und den umliegenden Ortsteilen eingesetzt haben.

Zu den Ehrenpaten gehören neben Oberbürgermeister Jörg Röglin u. a. Steffi Ferl und Peter Poppe, die sich als Stadträte sehr für den Erhalt der vor einigen Jahren von der Schließung bedrohten Kührener Grundschule stark gemacht haben, die ehemalige Kita-Leiterin Antje Romahn, die viele Stunden ihrer Freizeit in die Planung und Umsetzung des Kita-Neubaus investiert hat sowie Miro Jennerjahn, der als Grünen-Landtagsabgeordneter die Petition der Kührener Eltern an den Sächsischen Landtag unterstützt und dazu beigetragen hat, dass die nötigen Fördergelder für den Kita-Neubau endlich bewilligt wurden.

Des Weiteren stehen die Familien Kromp, Loskarn, Thieme und Binkenstein, die mit finanziellen und materiellen Eigenleistungen den Bau des Kührener Spielplatzes voranbrachten, auf der Liste der Ehrenpaten, ebenso Frau Dr. Viola Heß, die auf dem Weg durch den Fördermitteldschungel des Leader-Programms für den Spielplatzbau eine große Hilfe war, Katja Zschernack, die als Leiterin des Orga-Teams mehrere Spielplatzfeste auf die Beine stellte, die die Kührener bestimmt nicht so schnell vergessen werden und Matthias Lange, der vor nunmehr zehn Jahren die Idee für die Allee der „Bäume des Jahres“ an den Kita-Förderverein herangetragen und das Projekt seither immer mitgetragen hat.

Geplant war, die Pflanzungen so fortzuführen, dass perspektivisch ein Rundkurs um den Höckerberg entsteht, entlang eines Pfades, der von den Kührenern auch bisher schon gern als Spazierweg und Erholungsort genutzt wird.

Doch wenn es nach der Naturschutzbehörde beim Landkreis Leipzig geht, gibt es künftig keine Baumpflanzungen mehr am Höckerberg. Aus einem Schreiben von Joachim Quaas, Sachbearbeiter im Umweltamt des Landkreises Leipzig, SG Natur- und Landschaftsschutz, an den in der Stadtverwaltung Wurzen zuständigen Mitarbeiter Frank Rehmann geht hervor, dass „die geplante Bepflanzung aus naturschutzrechtlicher und –fachlicher Sicht gegenwärtig keine Zustimmung finden und zum Teil sogar die Verbotstatbestände nach § 30 Abs. 2 BNatSchG. erfüllen” würde.

Als Begründung wird angegeben, dass ein Teil der Grünlandflächen am Höckerberg die Kriterien eines Halbtrockenrasens erfüllt und deshalb in das Verzeichnis der gesetzlich geschützten Biotope des Landkreises aufgenommen worden sei. „Eine Anpflanzung von Bäumen in diesen Biotop hinein oder im nahen Umfeld würde zu erheblichen Beeinträchtigungen (Aufgrabungen, Beschattung) und damit zu einer Zerstörung desselben führen. Aber auch die sonstigen Grünlandbereiche des Höckerberges sind ökologisch wertvoll und sollten deshalb als solche erhalten bleiben.“

Diese Argumentation stößt bei den Betroffenen schon deshalb auf wenig Verständnis, da die bisherigen Pflanzungen in enger Abstimmung mit der Wurzener Stadtverwaltung erfolgten und es bisher keine naturschutzrechtlichen Bedenken gab. Seitens des Kita-Fördervereins wird nun angestrebt, gemeinsam mit der Naturschutzbehörde beim Landkreis und Olaf Kroggel als Experten eine dem Naturschutz entsprechende Lösung zu finden, damit die Kührener Kinder auch künftig ihre Bäumchen am Höckerberg pflanzen können.