Auch beim Ringelnatz-Geburtshaus zeigte sich – alte Häuser bergen Überraschungen beim Bauen. Zum Entzücken der Denkmalpfleger (und auch des Ringelnatzvereins) hatte das Haus seine historischen Spuren geschickt unter einigen Schichten verborgen.
Eine barocke Wand aus Holz in schöner Farbigkeit erzwang es geradezu, für sie den Zuschnitt des Saales zu verändern und auch das Auffinden einer wahrscheinlich älteren „schwarzen Küche“ rußte eigensinnig in die Pläne der Sanierer. Gemessen an dem langen Kampf um die Nutzung des Hauses schauen die Wurzener Ringelnatzfreunde relativ gelassen dem Ende der Sanierung durch die Stadt Wurzen entgegen. Immerhin ist bereits 1998 die Ringelnatz-Ausstellung ins Museum umgezogen.
Der Ringelnatzverein als letzter und auch künftiger Betreiber nutzt die Zeit der Sanierung vielseitig. Fix und fertig und mit einer Strategie für die Finanzen versehen ist das Konzept, was, wann, wie und für wen in dem neuen Haus unternommen und gezeigt und getan werden soll. Die beliebte Reihe „Freitags im Crostigall 14“ bleibt erhalten, findet mal im Saal, mal auf der Terrasse oder im neuen Raum unter der Leselampe statt.
Sie wird ergänzt um Projekte für alle Generationen, wie die Autorenpatenschaft für die Anna-Hood-Gäng, um Sonntagslesungen und Dichterbegegnungen. Wechselausstellungen von Buchkünstlern, Illustratoren und Grafikern gehören zum Vorhaben ebenso wie ein kleiner Ausstellungsraum im ehemaligen Kaminzimmer in der ersten Etage. Über fünf Jahre hat der Ringelnatzverein seine Pläne ausgedehnt für Ringelnatzfreunde in Deutschland, für die künstlerische Erinnerung an einen agilen reisenden Artisten aus Wurzen in Sachsen. Schritt für Schritt werden wir die Vorhaben in Angriff nehmen, ist sich Viola Heß, die Vereinsvorsitzende, sicher.
Im nächsten Schritte gehe es darum, das Geburtshaus so einzurichten, dass mit der Eröffnung sofort Veranstaltungen und Ausstellungen in allen Räumen stattfinden können. „Wenn unser Finanzkonzept aufgeht, können wir das Haus mit bequemen Stühlen und einladend einrichten, freut sich Gerlind Braunsdorf. “Wir danken allen unseren Spendern und Förderern für ihre Unterstützung dieses Vorhabens, auch für Sachspenden wie die flämischen Kronen aus Wurzen und ihre Sanierung durch den Herstellerbetrieb.”
Während der Sanierung des Geburtshauses sind im künstlerischen Interimsquarteier des Ringelnatz-Vereins, im „Seepferdchen“ in der Schweizergartenstraße 2, bis zum Sommer wieder interessante Künstler zu Gast. Die kurzerhand aus dem Crostigall hierher verlegt Freitags-Reihe startet am 28. Februar mit zwei Berliner Künstlern, deren Band zugleich ihr Programm ist: „Schnaps im Silbersee“. Die reisenden Artisten aus der Hauptstadt bieten Liedkabarett mit Wort-Jonglagen und Klang-Dressuren ganz im Sinne von Ringelnatz.
Im März stehen John Lennons letzte Jahre bei Lennon-Songs mit Achim Amme und Volkwin Müller auf dem Programm. Oder man freut sich auf Loriots „Szenen einer Ehe“ mit Uta Eisold und Ekkehard Dennewitz. Unbedingt dazu gehört wieder ein literarischer Frühschoppen mit brandneuen Dichtern und ihren Versen vom Leipziger Literaturinstitut am 14. Juni.
Das ganze Programm gibt es als Flyer bei der Tourist-Information, wo man auch Plätze reservieren kann, oder beim Gastgeber und auf www.ringelnatz-verein.de.
Quelle: Pressemeldung Joachim Ringelnatz Verein e. V. Wurzen