Leipzig hat schon geliefert und Mannheim, Hamburg und Hannover, ja sogar Idstein im Taunus. In vielen Städten Deutschlands werden auf Bitten des Wurzener Ringelnatz-Vereins Kringel á la Ringel gedichtet.
Im Lyrikwettbewerb um deutsche Stadtgedichte mit einem textlichen Bezug zu Ringelnatz wenden sich die Follower des Dichters aus Wurzen an alle Stadtbewohner und Stadtgäste in Deutschland, denn wie sagte Ringelnatz: Überall ist Wunderland… Besonders aber gilt der Wettbewerb den Städten, in denen sich Ringelnatz aufgehalten hat, und ganz besonders wo er aufgetreten ist. 1927 erschien sein Buch „Reisebrief eines Artisten“ im Rowohlt-Verlag.
Das Motto des Wettbewerbes geht auf ein Gedicht von Peter Rühmkorf zurück. Der Ringelnatz im Geiste eng Verwandte wünschte sich in seinem Gedicht „Kringel an Ringel“ eine besondere Ehre: …nein, keinen Ordensstern, keine Ehrenschleppe, / aber dass ihr vielleicht in die unterste Stufe/ der Ringelnatztreppe /meinen Namen einkerbt.
Der literarische Schlenker von Rühmkorf zum Wurzener Gedichtwettbewerb wurde vom Literaturwissenschaftler Michael Ostheimer vorgeschlagen, den der Wurzener Ringelnatz-Verein als kompetenten Partner gewinnen konnte. Ostheimers Fachgebiet ist Chronotopographie – sie geht den Spuren von Zeit und Raum im literarischen Schaffen und in der literarischen Aneignung nach. Ringelnatz raumgreifende Artistentätigkeit in deutschsprachigen Orten, seine feinsinnige, humorige und höchst ernsthafte poetische Aneignung seiner Lebensumstände reizt den Wissenschaftler.
Er
konzentriert sich in seiner den Wettbewerb begleitenden Analyse auf die im Band
„Reisebriefe eines Artisten“ von Ringelnatz selbst mit Versen bedachten Orte
und dreht dabei ein vom Gedicht angeregtes Video an Ort und Stelle. Der
zeitliche Spannungsbogen, der sich zwischen den Reisebriefen in Gedichtform und
den heutigen Stadtgedichten auftut, reizt den Wissenschaftler dabei besonders. Und
die Poeten aus den bedichteten Städten offenbar auch. Denn just die
Ringelnatztreppe in Hamburg oder der heutige Polizist in Mannheim gelangen so
in sein wissenschaftliches Blickfeld.
Das gesamte Material sieht der Ringelnatz-Verein als Puzzleteile für eine künftige Dauerausstellung im Ringelnatz-Geburtshaus an. Nicht das Leben des Künstlers, sondern seine räumliche und zeitliche Wirkung sollen in dieser Ausstellung in vielen Schichten gezeigt werden.
„Moderne Medientechnik mit ihren Menüs macht viel mehr möglich als Vitrinen und Schautafeln und man kann auch auf kleinem Raum viele Erzählebenen unterbringen, indem man auf vorhandene Flächen immer neues projiziert“, meint die Vereinsvorsitzende Viola Heß.
Anregungen dafür hat sich der Verein im Günter-Grass-Haus in Lübeck geholt. Die Ausstellung werde im bisher nicht zugänglichen Kaminraum entstehen. Auf einer Landkarte der Ringelnatz‘schen Auftrittsorte werden dann alte und neue Verse mit Fotos verknüpft auf einem Touchtable zu finden sein.
Damit sich auch genügend Gedichte über Ringelnatz‘ Geburtsstadt Wurzen als Wettbewerbsbeiträge wiederfinden, wendet sich der Ringelnatz-Verein an potenzielle Stadtpoeten. Sie müssen nicht in Wurzen wohnen, aber der Stadtname und ein textlicher Bezug zu Ringelnatz müssen sich in den Versen finden. 40 Zeilen sind das Maximum.
Informationen zum Wettbewerb finden sich auf der Website des Vereins www.ringelnatz-verein.de. Einsendeschluss ist der 12. November. Die besten Gedichte werden prämiiert.
Einsendungen mit der Absenderanschrift an info@ringelnatz-verein.de
oder an Joachim-Ringelnatz-Verein, Schweizergartenstraße 2 in 04808 Wurzen
Quelle: Pressemeldung Joachim-Ringelnatz-Verein e. V. Wurzen